Drei Neoleninisten

Erzählung



von Holger Schulze








I.

ἀναγνώρισις




Der Architekt schaute auf seinen Balkon. Ein Habicht lag dort, hilflos schaute er ihn an. Er half ihm auf und entdeckte das harzige Blut an seinen Krallen. In einer Ecke lag noch dessen Beute, zusammengekrümmt, ausgetrocknet. Independent bitches: get up on the dance floor! nölte es aus dem Radio in der Küche. Am Abend setzte er die Beute in seinem Komposthaufen bei. Nur weil’s dumm aussah, musste es das nicht unbedingt sein. Die Straße, in der er wohnte, hatte keinen Namen.

Seit seinem zehnten Lebensjahr war er, ein Landschaftsarchitekt namens Jésus Cambremer, auf Wanderschaft gegangen; wie alle Menschen, die künstlerische, wissenschaftliche oder politische Neuerungen im Sinn haben. Am Abend und am Morgen las und schrieb er zu Meditation. Er behauptete: »Ich habe Fähigkeiten, von denen ich heute noch nicht sprechen kann.« Auf dem Zentralplateau von Burkina Faso ging die Sonne unter. Eine Fabrik hatte dort einmal gestanden; nun gab es nur Berge und Bächlein. Um etwas zu essen zu haben, hatte er eine Klapperschlange gefangen. »L’intempérance, mon cher!«, pflegte er zu sagen, »L’intempérance est la reine de toutes les morts.« Ein Einkaufszentrum hatte einmal hier gestanden; nun war dort alles voller Blumen. Die Begeisterung darüber pflegte er jedem Besucher schnell auszureden: »Wenn das das Paradies sein soll, hätte ich lieber einen Rasenmäher.« Gott ist ein Fabrikat.

In der fünften Nacht, die ich bei ihm schlief, war ich schließlich leichter als mein Schlaf geworden. In Gedanken begann ich an drei kleineren Veröffentlichungen zu schreiben; sorgsam memorierte ich die genauen Wortfolgen und Gliederungsideen. Es gab hier einmal weitläufige Parkplätze; jetzt war es eine friedliche Oase. Einst stand hier sogar ein Pizza Hut; nun war alles mit Gänseblümchen übersäht. Schon früh am Morgen, bei einem Glas Zuckerwasser, begann er zu schwadronieren, wie er eine Verbindung aus Chlor und Stickstoff hergestellt hätte; wie er vermeintlich elementare Teilchen zerlegt und neue Metalle gefunden hätte. Sogar Tränen hätte er zerlegt: »Les larmes contiennent un peu de phosphate de chaux, de chlorure de sodium, du mucus et de l’eau.« Ich lauschte der Straße mit einem Ohr; mein Blick schweifte zum Himmel. »L’homme est un matras.« Angeblich trug er mir aus seinen Teilprojektbeschreibungen zum internationalen Fusionsreaktor und zur internationalen Raumstation vor. Später konnte ich heimlich hineinschauen und fand nur eine einzige Zeile: Scheiße 127-129. Ich vermisse die Honky Tonks, die Dairy Queens und Seven Elevens; hier fällt alles auseinander – doch niemand kümmert sich darum. Selig sind die Unvollkommenen: ihnen gehört das Reich der Liebe. Ein Fabrikat ist dieser Gott, sonst nichts. Ganz wirkungslos. Overshoot Day.

Dieser Mann hatte eine Stimme ohne Klang, gutmütige Lippen, keinerlei Ehrgeiz. Etwas Dürftiges und Armseliges. Tiefe Resignation sprach aus seinem Gesicht, die Geduld des Forschers, sein asoziales Verhalten. Alles andere hätte mich auch überrascht. Ich träumte von Kirschkuchen, Schokoladenriegeln und dicken Keksen mit Schokoladenstückchen. Ich sprach zu ihm, in seiner Sprache: »Décomposer n’est pas créer.« Doch Cambremer hing an diesem Gelübde aus Zerlegung und Analyse. Befremdlich. Das Glück mag ja all unsere Kräfte verschlingen, doch das Unglück hatte all seine Tugenden ausgelöscht. Er sprach im Schlaf in der nächsten Nacht:

– Boah!
– Was?
– Ist das schön.
– Hm?
– Ich glaub’, ich hab’ eine Vision…
Mit einem Mal meinte ich Fluoreszenz in seinen Gedanken erkennen zu können. Der internationale Fusionsreaktor, für den er forschte, stand in einem erdbebengefährdeten Gebiet, im Süden Frankreichs, im Ort Cadarache in Bouches-du-Rhône. Wir teilten eine Bewegung, die sich nur aus den Ereignissen der vergangenen Tagen erklären und verstehen lässt. Cambremer sprach: »Wenn wir der vitalen Kontinuität einen Heroismus der Diskontinuität aufzwingen, so enden wir notwendiger Weise beim Terror. Erfüllt das Leben nicht seinen Zweck am besten im Terror?« Dunkel und Stille verstärkten unsere angstvolle Erregung. Wir küssten uns und ahnten unsere Gier. Ein Billigsupermarkt stand einmal hier; nun nichts als ein karges Kornfeld. »Hör doch: Wasser, Luft, Sand allein!«, riet ich ihm. »Lausche allein ihrem Klang aus Hin- und Wegströmen. Du erträgst diesen Strom nicht: etwas Ãœbermächtiges, meinst Du, drückt Dich dann nieder« Er flehte mich an: »Lass’ mich hier nicht zurück! Ich kann mich an dieses Leben nicht gewöhnen.«

Er erhob sich, eine Bewegung, die ich nachahmte in Unsicherheit und Angst, denn er hatte nun meine Hand wieder losgelassen. Er legte einen Arm um mich und zog mich zu ihm hin, ich fühlte seine Erregung und so ließ ich ihn meinen Körper spüren zum Zeichen, dass ich ihm gehöre. War das das Paradies? Sein Kopf ruhte auf meiner Schulter. Sein Mund presste sich auf meine Brust, seine Haare bedeckten meinen Nacken und Hals. Wer konnte sich daran je gewöhnen. Ich neigte mich ihm zu, legte meinen Arm um ihn. Le vent est le génie du monde kam mir in den Sinn, ein Satz von Valéry, wenn ich ihn richtig erinnere. Die Nacht kam und wir hielten uns immer noch. Wir hörten nur noch uns und die Zikaden.

– Begleitest Du mich? brach er das Schweigen.
– Warum sollten wir uns trennen?
– Wir müssen zusammenbleiben.
– Ich bleibe.
– Ja.

Ein Engel, im Aufsteigen gen Himmel, platonisches Kugelwesen: Wert, nach dem Gesäß zu geifen. Ganz ehrlich: Ich glaub’ es nicht. »How does it make you feel?« fragte es stoisch immer noch aus den Lautsprechern. Menschen kommen und gehen. Am Ende erlischt das Licht. Oder vielleicht nicht, Ihr Arschlöcher? Es gibt kein Wiedersehen.








II.

Aliénation mentale




Wir saßen an einem Bach. Ich konnte einen Reiher sehen, der nach Fischen suchte. Kallipolis lag hinter uns. Ein Sänger rief von Ferne: Tush! Tush! Tush! Den Film habe ich immer geliebt.

Sie breitete den shawl über ihr Haupt und versenkte sich. Dann fing sie an zu schimpfen: »Ihr seid alle ein Haufen verwichster Trottel! Ich sage Euch, was Ihr seid: Ihr werdet einfach gerne herumgeschubst! Ihr mögt das wohl, wenn man Eure Fressen in Scheisse drückt, was? Ihr seid alle ein Haufen armseliger Sklaven.« Zu lange waren wir wohl im Garten zu Ehren des Unternehmensgründers gewandelt. »Was tut Ihr denn dagegen? Ich rede ja gar nicht mal von der Revolution. Ich rede von Widerstand. Ich spreche davon, Spaß zu haben. Ich spreche vom Tanzen! Liebt Euren Nächsten doch einfach bis Blut kommt!« Je schriller ihre Stimme sprach, je schneller sie redete, umso mehr nahm es mir die Luft. »Packt Euren Kumpel und dann fickt! Fickt!! Fickt!!! Packt diesen Arsch und fickt ihn einfach! Los, macht schon! Ja, jetzt!« Sie zerrte an meinen Schläfen, meiner Stirn, meiner Schädeldecke.

Der Mond spiegelte sich im Wasser. Wir fuhren an Weißkohlfeldern vorbei. Sie hatte ja recht: alle Philosophie war nichts anderes als ein persönliches Bekenntnis – getarnt hinter logischem Denken. Ein kleiner, leuchtend gelber Wal hüpfte mir entgegen. Er trug einen gut sitzenden Frack und vor Vergnügen drehte seine rote Fliege sich im Kreis. Wie jeden Abend saßen wir in der Pythagoras Food Junction. »This drink is hot.« meinte sie und brachte mir mein mineralisiertes, destilliertes Eiswasser. Mein Gehirn hatte ich schon eingecheckt. Als Sozialphilosophin und Tochter eines Milliardärs hatte Nikah Ujita die letzten Wochen in Singapore verbracht. Ihre Stiefeletten waren etwas zu weit, bedeckten aber durchaus ihre Knöchel. Sie waren über und über mit blauschillernden Pailletten besetzt. Ist das Big Ben, was da läutet? Mozart, Rachmaninow, Fauré oder auch Schubert galten hier als ambient Music. Mänaden und Bakchen. Die Messerbänkchen. Ich liebte ihren Selbstgenuß.

Am nächsten Morgen hatte ich einen Geschmack nach Blut im Mund. Krächzend flüsterte Nikah mir in’s Ohr: »Zwölf Stunden lang war ich eine Andere. Meine Andersheit, sie kann ich jetzt erzählen.« Ich spürte wie ihre Rosette sich fester schloß. »Die aliénation mentale: ich habe sie in mir, aus mir selbst heraus erzeugt!« Ich versuchte sie zu beruhigen: »Alles ist gut. Auch ohne dass Du etwas verstehst.« In vier Stunden waren wir da. Eine Protestmenstruation. Das Ufer vor Kallipolis – im Garten des Gründers – war übersäht mit Kleidungsstücken. Keine Stelle, wo Du nicht auf etwas tratst: ein Haufen voller T-Shirts, Röcke, Hosen, Kleider, Sneaker, Slipper, Jeans und Leggins. Die handliche Plastikampulle mit mineralisiertem, destillierten Eiswasser steckte ich ein und nahm das kleine Videoobjektiv, mit dem ich alles sufzeichnete.

»Let’s take a bath with money!« rief sie. Ich folgte ihr; bedingungslos. Eine politische, eine künstlerische, eine wissenschaftliche Revolution. Augenblick – in dem diese Liebe beginnt. »Ich weiß nicht: Hab’ ich Dich jemals so sehr geliebt wie Du mich jetzt? – »Ich weiß nicht: Hab’ ich Dich jemals so sehr gebraucht wie Du mich damals gebraucht hättest?« – »Doch es ist…« – »Der Himmel!« – »Der Himmel!« – »Ja, der Himmel.« – »Der Himmel.« Sechzig Hartplastikfässer mit mineralisiertem, destillierten Eiswasser. Ihre Totalität war fragmentarisch. Viel zu spät begann ich in ihrem Hauptwerk L’Origine Du Monde (après Gustave Courbet) zu lesen, das vor 23 Jahren erschienen war (in der 2. Ausgabe dann unter dem Titel La Vie Deborde L’Intelligence). In unserem Haus war die Anzahl der Vögel: eins. Das Unheimliche ist double des Niedlichen. »Der Himmel!« – »Der Himmel!« – »Ja, der Himmel.« – »Der Himmel.« – »Himmel…« Es war unsere letzte Nacht in Kallipolis – geognostisch ein Nabel der Welt. Immanente Transzendenz. Wir begannen, gemeinsam zu beten:

Ein schönes Haus.
Ein gutes Leben. Die große Liebe:
Erfüllung meiner Berufung.








III.

Ethics of Joy




So war es, einerseits – und andererseits war es genau so natürlich nicht: »Que sais-je?«, fragte mich Cambremer, lange vor seiner Zeit mit Nikah. Ich sagte ihm dann gerne, schon damals: »Life is about failing.« Oder auch: »Sorgen sind Salz.« Ein elektronisches Gedicht.

Einen Auftritt erinnere ich, Cambremer redete sich dabei um Kopf und Kragen; das Publikum schwieg, harrend und undurchdringlich. Allein seine nervösen Wiegeschritte auf dem Parkett der Bühne hallten elektrisch verstärkt durch den Saal. Die Art Geschichte, die man sich von ihm erwartet. Das Stottern des Jésus Cambremer ist allgemein unterbewertet; doch Nikah, die Philosophin Nikah Ujita war es, die ihm sagte, was auch ich ihm hätte sagen können: »Let yourself be surprised by the world. Avoid prejudices. Think in beginnings. Perform perceptual variations. Perceive richness of experience.« Ich hatte die Ehre, mitzuerleben, wie diese beiden Menschen, Forscher und Sinnsucher, einander begegneten und zu lieben begannen. ›To be alive is to travel ceaselessly between the real and the imaginary.‹ Ich erinnere auch das zu jener Zeit noch grauenerregend miese Druckpapier US-amerikanischer Wissenschaftsverlage.

»Im Kunstmuseum von Kallipolis«, schrieb er seiner Angebeteten dann wenig später, »aß ich soeben 1 Profiterole. Und dachte an Dich. Ich hoffe, Dir geht es gut und Du bist glücklich? Dein Jésus.« Er liebte die schönen Beine der Mädchen von Kallipolis; das wurde er nie müde, mir ausführlichst und höchst agitiert zu erzählen. Was sollte ich damit anfangen. The core self is a transient entity, ceaselessly recreated. Ich lauschte dann gerne der Musik von Stockhausen, Kode9 und Lyotard. Bald danach begannen Ujita und Cambremer ihre berühmten Reisen von Chinatown zu Chinatown, ihre Art der Weltreise. Es war auf einer dieser Reisen als Cambremer erkannte: »Let the phenomenon show itself – as it is in its Beijing!« ›Being‹ meinte er natürlich. Erst dann entdeckte Ujita ihm dieses alte, norwegische Volkslied mit folgendem Text (in der einzig gültigen Übersetzung):

All this talking in different voices
Making polyphonic sounds
Voice and epistemology
Then we are back on solid ground!


Nach ihrer Rückkehr fingen sie dann an, sich zu verkleiden – zu den unmöglichsten Anlässen; am liebsten als Helmut Lachenmann und Michael Jackson, Cambremer natürlich als Lachenmann. Damals konnte ich noch wie von einem anderen Stern tanzen und tat gerne bei den Beiden mit; so etwa am 16. Mai 1983, zu Ehren des fünfundzwanzigjährigen Bestehens von Motown Records – Erinnern Sie sich noch? You are the music while the music plays. A new moment in the republic (so far as I could tell).

Aber was soll ich erzählen. Ich bin ein alter Mann. Meine Knochen schmerzen. Das Atmen fällt mir schwer. Jeder noch so kurze Weg ist eine Beschwernis. Jedes Aufstehen oder Niedersetzen ist eine Herkulestat. There’s nothing here that I could change at all. I am now – officially – lost.

Ich sehe die beiden und weiß: Die schöne Nachtverstrahltheit des ersten Kennenlernens, nein: Gewahrwerdens, der ersten stets so vollkommen überraschenden Öffnungen – für und mit einem anderen Menschen, das sollte mein Sinn des Lebens gewesen sein. My ethics of joy.

I
YOU
HERE

NOW

Vielleicht morgen. In den nächsten Tagen. Im Herbst. Jedes Glück ist Täuschung.








IV.

Sucht & Sorge




Jedes Glück ist eine Wahrheit des Augenblicks. Nur im Moment unseres Kennenlernens, in diesem einen Sekundenbruchteil, verstehen wir alles voneinander. Gregor-Rupert von Brumsey-Schlör, so der Name des verkrachten Privatgelehrten und Weltweisen im Look eines noch weiter aus dem Leim gegangenen Hugo-Egon Balder, dieser alte Mann nun, er hatte die beiden tatsächlich kaum gekannt – weder Nikah Ujita noch Jésus Cambremer, die sich ohnehin nur sehr flüchtig begegnet waren. Wobei Nikah allein in sehr stilisierter und zelebrierter Form so etwas ähnliches wie Liebe für Jésus wohl hatte empfinden können; Jésus selbst dagegen war ohnehin nur zu einer ausgedehnten Selbstliebe fähig, in allergrößter Not auch einmal höchst kunstvoll externalisiert.

Von Brumsey-Schlör verbrachte seine Tage damit, ein altes Lied vor sich hin zu summen: Jynweythek Ylow, wenn ich mich recht erinnere. Die Mathematik des pythagoräischen Kommas. Der musikästhetisch-ethische Imperativ der Nichtwiederholung und Komplexitätssteigerung – jenseits der Funktionsharmonik. »The theatre of noise is our potential!«, schimpfte Gregor-Rupert dann erbost gerne in das Nichts vor ihm hinein. Sein konzeptuelles Hormon schoß dann über. Er sah sogar einen Hund und glaubte ihn zu hören. Pflanzen, Möbel & Philanthropie. Ein anderer Lieblingsschimpf von ihm: »Consumption is being standardized!« Privatistisch-hedonistischer Quatsch, was sonst. »I can feel it!« Die bürgerliche Familie als Wunschzerstörungsmaschine hatte er verlassen – und wo war er gelandet? Bei Alkohol und Masturbation. Faktizität und Galtung.

In seinem vorherigen Leben – als er noch hinreichend bei Trost gewesen zu sein schien – hatte er einmal sehr richtig festgestellt: »Being is always being addicted.« Man nannte seine Studien Philology on ecstasy. L’étincelle électrique. Addiction & Urge. Das Wohnen hatte er nie entdeckt. Sein Personenverkehr war selten einmal interrelational angelegt. Unser erstes, unhinterfragtes Einverständnis wird meist begraben unter enttäuschten Hoffnungen, verletzenden Fehldeutungen und abwegigen Mißverständnissen.

Nach 28 Jahren, zwei Monaten und neunzehn Tagen war er endlich angekommen in einer sogenannten ›Postkonditionalität‹, die er sich so sehnlichst erträumt hatte. Wie in einem Hotel lebte er dann – so heißt es – für einige Zeit in einem Haus, das wohl auch Cambremer oder Ujita einmal gehört haben musste. Die letzte große Erzählung der Kybernetik. Ein Affekt des Schaukelns. Er war ein schwieriger Gast mit der Erwartung, dass alles für ihn getan würde. Nicht ein einziges Mal hatte er einen leeren Teller fortgeräumt oder ein Bett gemacht. Ein rauchender Altkademiker. Machtlose Allwissenheit. Er ging zu Tisch, drei Mal am Tag, und erwartete, bedient zu werden: eine schmierig-selbstgefällige, schwächlich-hartherzige Kaltschnäuzigkeit.

Bau’ Dir einen Regelkreis,
Setz’ Dich dort hinein.
Du wirst schnell erkennen:
Besser kann’s nicht sein!


Nur noch wenige Jahre wird Brumsey-Schlör vor sich haben, dann wird er höchstwahrscheinlich sterben – an einem Aortariß, in einem Hotelzimmer. Er und sein angebetetes Paar, das waren die drei Neoleninisten, die nichts anderes taten in ihren Leben als erlösungssüchtig für die eine, einzige, große und ersehnte Revolution zu arbeiten: für ihre eigene. Zwei Formen der Wut. Private Umwälzungen, die sie stets in fast allem sehen wollten; und die niemals doch je wirklich statthatten. Gestorben wird immer; geliebt wird stets zu wenig.











September 2010
(ursprünglich in:
Das sich in sich selbst bewegende Leben des Todes,
Neunter Gesang)